Paula

1. Wie sieht Ihr "Schriftsteller-Tag" aus? Wie planbar ist er?
 
Ich sitze normalerweise um 9 Uhr am Schreibtisch, nachdem ich so manches Mal zuerst meinen "inneren Schweinehund" austricksen musste. (Keine Lust, Dir fällt nichts ein, es wäre doch noch recht gemütlich, einen Kaffee zu trinken) Schriftstellerei bedeutet, ungeheuer diszipliniert zu arbeiten. Ist leider so. Von nichts kommt nichts. Außerdem ist es eine sehr "einsame" Arbeit. Sicherlich kann ich über bestimmte Aspekte mit Freunden reden. Aber im Kopf haben sich oft schon so viel Charaktere manifestiert, soviel Handlungsstränge dramaturgisch entwickelt, dass ich die Gedankengänge schon am liebsten mit mir selbst "diskutiere". Also: Abtauchen in die eigenen Welten. Aber das ist ja schlussendlich auch das, was ich so sehr liebe.
 
2. Was bedeuten Ihnen Beurteilungen Ihrer Bücher durch Rezensenten.
 
Wenn ich eine schlechte Kritik bekomme, und sie ist absolut unqualifiziert, ärgere ich mich. Vor allem über die Dummheit des Rezensenten. Wenn ich eine schlechte Kritik bekomme, und sie ist qualifiziert, ärgere ich mich auch. Aber: sehr schnell nehme ich die Kritik an, Schreiben ist ein ständiger Lernprozess, und sicherlich werde ich in einem späteren Buch Aspekte differenzierter o.ä bearbeiten. Aber das mit der Ärgerei hält sich in Grenzen. Und natürlich freue ich mich über Lob. Das ist wie im echten Leben!
 
2.a. Suchen Sie danach oder überlassen Sie es eher dem Zufall, auf Rezensionen zu stoßen.
 
Ich überlasse es dem Zufall.
 
2.b. Wie gehen Sie mit negativer Kritik um?
 
Siehe 2.
 
2 c. Gibt es jemanden, auf dessen Meinung Sie besonderen Wert legen?
 
Es klingt banal, aber es sind die Meinungen der Leser und Leserinnen, z.B. auch Rückmeldungen, wie bei Dir. Das freut mich. Sonst liest mein Sohn (19 Jahre) als Erster mein Manuskript. Seine Meinung ist mir sehr wichtig.
 
3. Ich würde gerne einiges zum Prozess vom Schreiben des Buches bis zum Erscheinen im Handel erfahren.
 
Ist das Manuskript fertig, wird es in dem jeweiligen Verlag vom Lektorat bearbeitet. D. h. Korrekturen werden angemerkt wie: Wiederholungen, Längen gestrichen, dramaturgische Fehler beanstandet etc. Dann wird es erneut überarbeitet. Lange vorher wird die Inhaltsangabe an den Verlag geschickt, um das Cover gestalten zu lassen. Ebenfalls werden frühzeitig Verlagsprospekte mit den Neuerscheinungen gedruckt, mit denen Vertreter zu den Buchhandlungen reisen, um Bestellungen aufzunehmen. Nach der 2.3. Korrektur geht das Manuskript in den Satz, auch danach wird noch einmal - auch von Spezialisten in der Rechtschreibung - Korrektur gelesen. Grundsätzliche Änderungen sind dann nicht mehr möglich, weil durch eine Zeilenverschiebung der Satz verändert würde. Jetzt kommt es in den Druck und wird in die entsprechenden Buchhandlungen, die vorbestellt haben ausgeliefert.
 
Parallel dazu läuft Werbung aus der Werbeabteilung, Werbeexemplare zur Erstbesprechung werden versandt etc. Und wenn ich das erste Exemplar eines neuen Buches in der Hand habe, freue ich mich wie ein kleines Kind.
 
3.a. Ist es schwierig, einen Verlag zu finden und welche Probleme treten dabei auf?
 
Für neue Autoren ist es sehr schwierig, da die meisten Verlage unangeforderte Manuskripte ungelesen zurückschicken. Das liegt daran, dass sie einfach mit der Menge der eingesandten Manuskripte (das geht jährlich in die Tausende) überfordert sind. Durch meine langjährige Arbeit als Autorin habe ich aber keine Probleme, einen Verlag zu finden.
 
3.b. Wonach richtet es, sich, an welchen Verlag man sich wendet.
 
Sicherlich gibt es Spezialisierungen bei Verlagen. Aber da gibt es keine generelle Empfehlungen. Für neue Autoren gibt es interessante Schreibwettbewerbe, Ausschreibungen für Anthologien z.B. unter www.Uschtrin.de. Ich denke, das sind die besten Möglichkeiten, um ins Geschäft einzusteigen. S. 3 a.
 
3.c. Muss man den Druck vorfinanzieren?
 
Das hängt vom Verlag ab. Ich habe mich nie auf so etwas eingelassen und rate eigentlich jedem davon ab. Ausnahmen vielleicht bei "Book on demands".
 
4. Arbeiten Sie auch an mehreren Büchern gleichzeitig?
 
Es kann sein, dass ich an einem Buch für Grundschüler schreibe und parallel dazu für einen neuen historischen Roman recherchiere. Aber mehr nicht, man kann sich nicht aufspalten. Wenn man monatelang an einem historischen Roman - wie Faust - arbeitet, bleiben kaum Gehirnzellen für andere Themen frei. Das ganze Leben besteht nur noch aus dem 16. Jahrhundert, Hannah und Faust, da sie für mich Gestalt annehmen und lebendig werden. Schwierig ist es, sie im Nachhinein wieder loszulassen ...
 
5. Wie sind Sie dazu gekommen, Bücher zu schreiben.
 
Es ist ganz einfach die Leidenschaft zur Schriftstellerei, die mich an den Laptop treibt.
 
6. Wie sind Sie zum Thema "Faust" gekommen, was hat Sie angeregt?
 
Eigentlich ist der Schwarzkünstler Faust immer wieder auf mich gestoßen, Goethe, Heine, Thomas Mann, Volksbuch ... unaufhaltsam und sogar mit einer gewissen Penetranz. Und als ich das Faust-Theaterstück von Marlowe von einem Puppenspieler (Roman: Die Hexenkinder von Seulberg) auf dem Marktplatz von Homburg aufführen ließ, war ich nur noch besessen von der Frage: Wer war dieser Schwarzkünstler eigentlich wirklich? Was hat die Geschichtsschreibung aus ihm gemacht? Wie war die Zeit, als er mit Ochsenkarren oder Pferdekutsche durch die Lande zog? Als der Himmel noch in Schalen aufgeteilt war, die Scheiterhaufen brannten und die Magier auf der Suche nach dem Stein der Weisen waren. Als Segelschiffe aufbrachen, um neue Kontinente zu entdecken, die Bauern mit Mistgabeln den Aufstand wagten und Luther seine Thesen formulierte. Was hatte Faust damit zu tun? Je mehr ich las, recherchierte und Zeitgeschichte studierte, desto unaufhaltsamer tanzten unwirkliche Bilder durch meinen Kopf, nahmen Form an, bis ich nur beschreiben musste, was ich da sah, roch und fühlte. Es war wie ein Rausch, eine tiefe Meditation, die mich in frühere Zeiten führte.
 
Manchmal gibt es Themen, Situationen, Menschen, die sich in meiner Gedankenwelt so breit machen, dass sie mich erst wieder loslassen, wenn ich ihre Geschichte niederschreibe. Faust gehört dazu.
 
7. Wie ich es herausgelesen habe, hat sich Faust mit verschiedenen Dingen beschäftigt. Schreiben Sie ihm wirklich solche Fähigkeiten zu, und gibt es für solche Vorgänge eigentlich doch eine natürliche Erklärung?
 
Hypnose ist nichts Unnatürliches, im Gegenteil, es wir immer mehr auch in der Medizin (Zahnärzte z.B.) eingesetzt.
 
Damals haben sich alle Ärzte mit Hypnose auseinandergesetzt. Massenhypnose und Massensuggestion war sogar ein Lehrfach an der Universität Krakau, die Faust besucht hat. Ihm werden immer wieder in Dokumenten diese Fähigkeiten nachgesagt: Die Episode mit den beiden Ochsen aus Erfurt z.B.. Natürlich sind die Ochsen nicht selbst durch die Gasse marschiert, aber ich denke, dass man durch Massensuggestion den Leuten bestimmte Visionen vorgaukeln kann. Und er hat natürlich Tricks beherrscht, schon die Ägypter arbeiteten mit Spiegeltricks etc. Vorfahren also von David Copperfield.
 
Noch ein Aspekt dazu:
 
Man muss berücksichtigen, dass Faust nicht - wie Mönche z.B. - einen monatlich festen Unterhalt bekamen. Deshalb war er sicherlich auch gezwungen, sein Geld auf Märkten mit allerlei Hokuspokus etc. zu verdienen. Es gibt aber auch Dokumente, dass er z.B. Bischöfen das Horoskop erstellt hat und viel Geld dafür bekam. Er war in seiner Arbeit, in seinen Visionen in der damaligen Zeit sehr anerkannt.
 
8. Gegen welche Probleme würde Faust heutzutage ankämpfen?
 
Vielleicht würde er Philosophien mit den neuesten String-Theorien, Einsteins Relativitätstheorien und Stephen Hawkins Ausführungen über Schwarze Löcher verbinden, dort weiterforschen nach seiner Grundfrage: Was die Welt im Innersten zusammenhält, wo die Ursache des Universums liegt, welche Dimensionen sich hinter Zeit und Raum erstrecken.